Der Wanderer über dem Nebelmeer schaut uns nicht an, sondern drängt uns im Gegenteil dazu, das anzuschauen, was er selbst sieht und was uns manchmal durch seinen eigenen Rücken verdeckt wird. Caspar David Friedrich überträgt auf die Rückenfigur all das, wonach er sich sehnt: das ungebundene Sehen, die Lockerung der Komposition, die radikal neue Sichtweise. Dieses Vorgehen ließe sich aus der Friedrich eigenen charakterlichen Dualität zwischen Tabubruch und Schüchternheit erklären, was aber zu einer biografischen Deutung führen würde. Die Schönheit seiner Bilder besteht aber gerade darin, dass sie sich nicht auf persönliche Motive reduzieren lässt, sondern die Malerei selbst in eine Grenzsituation versetzt. Friedrich wahrt die Tradition in einer Weise, die zugleich die Moderne auf den Weg bringt.
In unserem akustischen Spaziergang mit musikalisch begleiteten Betrachtungen zum großen Maler der Romantik wollen wir den Rücken der Tänzer und Tänzerinnen der Landesbühnen Sachsen folgen, an ihren Schulterblättern und Lenden vorbei die Landschaft der Sächsischen Schweiz betrachten und wie Friedrichs berühmter Wanderer von oben ins Nebelmeer schauen.